Quelle: Havadis
Foto: Freepik
Autor: Deniz Baturer
Datum: 01/02/2025
Kategorie: Türkiye

Das dunkle Mittelalter, das Feuer der Aufklärung, das Erwachen nach Jahrhunderten und Atatürk

Das Mittelalter… Die hallenden Schritte in den dunklen Gassen Europas, Hexenjagden, Inquisitionstribunale, die absolute Macht der Kirche… „Die Erde ist flach, niemand darf das Gegenteil behaupten!“ So wurde das Denken in Ketten gelegt, die Wissenschaft zum Schweigen gebracht.

Währenddessen erhob sich im Osten das Osmanische Reich. Fatih Sultan Mehmed eroberte 1453 Konstantinopel – nicht nur eine Stadt, sondern er beendete eine ganze Epoche. „Meine Macht kommt von meinem Respekt für Wissenschaft und Verstand“, sagte er. Während die Osmanen mit klarem Geist voranschritten, versank Europa im Dunkel.

Doch dann begann Europa, die Augen zu öffnen. Die Renaissance brachte Licht: Da Vinci, Michelangelo, Galileo… „Ich denke, also bin ich!“ rief Descartes und erschütterte die Dogmen der Kirche. Martin Luther fegte mit der Reformation die absolute Autorität des Papstes hinweg.

Und das Osmanische Reich? Leider erstarrte es genau dort, wo es hätte weitermachen sollen. Dass die Druckerpresse erst 270 Jahre nach ihrer Erfindung im Osmanischen Reich ankam, war kein Zufall. „Wir sind ein Weltreich, wir brauchen keine Druckerpresse!“, hieß es, während Europa die Wissensrevolution erlebte. Wer den Fortschritt verpasst, bleibt zurück – und genau das geschah.

Dann… ein Funke in der Dunkelheit.

Ein Volk entschied sich, aus seiner Asche aufzuerstehen. 1923. Mustafa Kemal Atatürk stellte die brennende Frage: „Meine Herren! Sind wir dazu verdammt, unwissend zu bleiben?“ Die Stagnation des Osmanischen Reiches, der Fortschritt Europas und schließlich die Geburt der modernen Türkei – sie alle folgten dem gleichen Muster: Wissen bedeutet Aufstieg, geistige Fesseln führen zum Niedergang.

Atatürks Reformen waren das Symbol des Erwachens nach Jahrhunderten. Mit der Alphabetisierungsreform stellte er sich der Unwissenheit entgegen, mit Bildungsreformen der Rückständigkeit, mit Industrialisierung der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Mit den Worten „Die einzig wahre Richtschnur im Leben ist die Wissenschaft und Vernunft!“ brachte er das auf den Punkt, was Descartes, Galileo und andere Denker Europas Jahrhunderte zuvor gefordert hatten.

Heute stehen wir erneut an einem Scheideweg. Gesellschaften, die Wissen, Wissenschaft und Verstand nicht schätzen, sind dazu verdammt, im Mittelalter zu verharren. Die Frage ist einfach: Wählen wir das Licht der Aufklärung oder erlauben wir es, dass uns jemand erneut sagt: „Die Erde ist flach!“?

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