

Quelle: Havadis
Foto: Freepik
Autor: Pelin Santor
Datum: 19/06/2025
Kategorie: Welt
Dritter Weltkrieg: Die ewige Wiederkehr der Menschheit?
In der turbulenten Atmosphäre der heutigen Welt nagt die Möglichkeit eines „Dritten Weltkriegs“ wie das an einen Felsen gekettete Schicksal des Prometheus an unseren Gedanken. Doch ist diese Angst wirklich der Vorbote eines beispiellosen Endes, oder eine ironische Wiederholung der Menschheitsgeschichte? In den tiefen Gewässern der Philosophie, auf den staubigen Seiten der Geschichte und in den Werken großer Denker lassen sich die Echos dieser Frage finden.
Jeder Krieg ist nicht nur eine Neuverteilung von Territorien und Mächten, sondern auch ein Spiegel der dunklen Abgründe der menschlichen Natur. In Thukydides’ unsterblichem Werk über den Peloponnesischen Krieg offenbart der Satz der Athener an die Melier, „Der Starke tut, was er kann, und der Schwache leidet, was er muss“, die grundlegende Motivation von Kriegen, nämlich den Wunsch nach Macht, in seiner nackten Form. Dieses Verlangen hat sich in jeder Periode der Geschichte, unter verschiedenen Deckmänteln, aber mit der gleichen zerstörerischen Energie manifestiert. Die möglichen Dynamiken des Dritten Weltkriegs, obwohl sie sich durch technologische Fortschritte unterscheiden, wurzeln im Grunde in der gleichen uralten Gier und dem Verlangen nach Dominanz.
Von den antiken griechischen Philosophen bis zu modernen Denkern haben viele Köpfe diese zerstörerische Neigung der Menschheit hinterfragt. Hobbes behauptet in seinem Werk „Leviathan“, dass der Naturzustand ein „Krieg aller gegen alle“ sei und betrachtet den Staat als eine Notwendigkeit, dieses Chaos zu zügeln. In diesem Zusammenhang weist die Möglichkeit eines Dritten Weltkriegs auf das Fehlen eines zwischenstaatlichen Leviathans in der internationalen Arena oder auf die Schwäche bestehender internationaler Institutionen hin. Die Fragilität der globalen Ordnung, die Interessenkonflikte zwischen Großmächten und ideologische Spaltungen bilden das moderne Gesicht dieses Hobbes’schen Chaos.
Doch auf jeden Krieg folgte auch eine Wiedergeburt und ein intellektuelles Erwachen. Nach dem Ersten Weltkrieg stieg der Dadaismus auf und hinterfragte die traditionellen Grenzen von Kunst und Logik. Nach der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs betonte der Existenzialismus die Verantwortung und Freiheit des Einzelnen in einer absurden Welt. Wenn der Dritte Weltkrieg mit all seiner Wildheit an unsere Tür klopfen sollte, wäre dies vielleicht eine schmerzliche Gelegenheit für die Menschheit, ihre eigene Natur, ihre Werte und den Sinn ihrer Existenz neu zu hinterfragen. Vielleicht würde diese Zerstörung, wie Nietzsches Verkündung „Gott ist tot“, auch zum Tod aller bestehenden Illusionen und Fiktionen führen und die Türen zu einem Neuanfang, einer neuen Aufklärung öffnen.
Aber was, wenn dieser Krieg ein uraltes Schicksal der Menschheit, eine unvermeidliche Wiederholung ist? Oder im Gegenteil, wird er der endgültige Sieg von Vernunft und Gewissen sein? Die Antworten auf diese Fragen liegen vielleicht nicht in den Tiefen der Geschichte, sondern in den Entscheidungen, die jeder von uns heute trifft.