‘I want you’ plaque, this time with a king. With a crown on the king's head.

Quelle: Havadis Leser
Foto: Freepik
Autor: Deniz Baturer
Datum: 24/01/2025
Kategorie: Gesellschaft

I want you

Wir reisen tausende Jahre zurück… Eines Morgens wacht ihr auf. Draußen hört ihr Hufgetrappel. Staubwolken am Horizont. Bewaffnete Soldaten, glänzende Helme auf den Köpfen… Und in ihrer Mitte, ein Mann mit einer goldenen Krone und einem gezogenen Schwert. Er kommt auf euch zu und ruft mit kräftiger Stimme: „Ich bin euer König!“

„Ich bin euer König!“

Ihr schaut verdutzt. Wer ist das? Woher kommt er? Doch er redet weiter:

„Von jetzt an zahlt ihr mir Steuern.“
„Ihr werdet für mich kämpfen.“
„Ihr gehört ab sofort zu diesem Volk.“

Und was passiert? Die Menschen beugen sich. Zahlen Steuern. Sterben in seinen Kriegen. Dabei ist der Mann, der „Ich bin euer König“ sagt, auch nur ein Mensch. Sein Blut ist genauso rot wie eures, er hat zwei Arme und zwei Beine. Und trotzdem akzeptiert ihr ihn als „König“.

Warum?

Die Geschichte der Menschheit ist voller solcher Beispiele. Der Stärkere gibt den Ton an, er erzählt die Geschichten. „Ich bin stark, deshalb bin ich euer Anführer“, sagt er. Erst zeigt er sein Schwert, dann erzählt er eine Geschichte, um seine Macht zu rechtfertigen:

„Die Götter haben mich auserwählt.“
„Ich stamme von einer heiligen Linie ab.“
„Ich opfere alles für euch.“

Und die Menschen glauben daran. Sie beugen sich. Sie geben ihre Freiheit mit eigenen Händen ab.

Was passiert dann?
Pyramiden werden gebaut. Riesige Gräber für Könige. Während das Volk hungert, lassen sich die Herrscher Tempel errichten. Aber niemand fragt: „Warum brauchen wir ein Grab? Wem nützt dieser Tempel?“ Denn diese Geschichte ist längst in uns verankert:

„Wir sind hier, um zu dienen.“

Dieses Denken hat sich seit Jahrtausenden nicht geändert. Nur die Methoden sind moderner geworden. Früher standen die Anführer mit dem Schwert vor euch, heute schreien sie euch aus dem Fernseher entgegen:

„I want you!“

Erinnert euch an die berühmten Propaganda-Plakate. Ein Mann mit Schnurrbart, der mit dem Finger auf euch zeigt: „Ich will dich!“ Manche wollen Soldaten, manche wollen Steuern, manche wollen eure Stimme bei der Wahl. Aber die Botschaft bleibt gleich:

„Du wirst gebraucht.“

Und wir beugen uns immer noch.
Wir arbeiten mit eigenen Händen. Wir zahlen aus der eigenen Tasche. Wir richten unser Leben nach ihren Vorstellungen. Weil wir immer noch an diese Geschichte glauben:

„Sie sind die Anführer, wir die Gefolgschaft.“

Hat sich etwas geändert?
Wir leben in der modernen Welt. Wir sprechen von Demokratie. Wir sprechen von Freiheit. Aber das Grundprinzip ist immer noch dasselbe.

Früher trugen sie eine goldene Krone, heute eine teure Krawatte. Früher kamen sie auf Pferden, heute mit Wahlkampf-Bussen. Früher drohten sie mit Schwertern, heute mit wirtschaftlichen Versprechen… Aber das Ergebnis bleibt gleich:

„I want you!“

Und wir glauben immer noch an diese Geschichte.

Vielleicht sollten wir uns eine Frage stellen:
Warum beugen wir Menschen uns immer wieder vor anderen? Brauchen wir wirklich Anführer, oder ist das nur eine Geschichte, die wir uns selbst erzählen?

Eines Tages werden Menschen auf diese Propaganda-Plakate schauen und lächeln:

„Du willst mich? Vergiss es!“

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